E-Scooter mitten in der Natur
Wie sauber sind sie unter'm Strich?

CO2-Bilanz von E-Scootern

E-Scooter sind mittlerweile in deutschen Städten allgegenwärtig. Zwar lässt die Umweltbilanz besonders der Stromspeicher noch zu wünschen übrig, aber die Hersteller arbeiten bereits fieberhaft an Verbesserungen. Insgesamt ergibt sich aber eine rundum positive Ökobilanz.

Als umweltfreundlich bewerben die Medien deshalb die elektrischen Roller, als ökologische Alternative zum Kraftfahrzeug. Besonders in den Innenstädten soll der Tretroller für eine entspannte Fortbewegung sorgen, frei von schädlichen Emissionen und trotzdem zeitsparend und bequem. Aber sind die Hoffnungsträger mit ihrem Akku wirklich umweltkonform? Und wie ist ihre CO2-Bilanz tatsächlich? Um diese Fragen zu beantworten, sollen die Herstellung, der Transport, der laufende Betrieb sowie der Lebenszyklus unter Umweltgesichtspunkten näher betrachtet werden.

Von der Fertigung bis zum ersten Einsatz: die Herstellung

Der durchschnittliche E-Scooter bringt es auf ein Gewicht von 16 Kilogramm, von dem 14 Kilogramm auf den Rahmen entfallen. Üblicherweise statten die Fabrikanten den Akku mit einer Leistung von etwa 400 Wattstunden (Wh) aus. So kommt der Scooter ohne Probleme auf eine Reichweite von gut 20 Kilometern.

Der Akku

Bei der Fertigung eines heute üblichen Lithium-Ionen-Akkus entstehen für jede Kilowattstunde (oder 1.000 Wh) im Durchschnitt zwischen 150 und 200 Kilogramm CO2. Geht man aus von 200 Kilogramm, dann entstehen bei einer Akkuleistung von – wie oben gesagt – 300 Wh im Herstellungsprozess einer Batterie etwa 60 Kilogramm CO2.

Der Rahmen

Die Hersteller verwenden für den Rahmen Aluminium, der mit einem Gewicht von durchschnittlich 14 Kilogramm anzunehmen ist. Bei der Erzeugung von einem Kilo des Leichtmetalls kommt es zur Freisetzung von ungefähr 20 Kilogramm CO2 – wenn China als Produktionsstandort gewählt wird. In Deutschland ergeben sich allerdings bei gleicher Menge nur 7 Kilogramm. Alles in allem beläuft sich der CO2-Ausstoß für das benötigte Aluminium auf 280 Kilogramm, weil 20 kg multipliziert mit vierzehn (für das Rahmengewicht) ergeben 280 Kilogramm CO2.

Der Transport per Container

Weit ist der Weg von Shenzen in die Hansestadt Hamburg, denn wir nehmen an, der in China fertig zusammengebastelte E-Scooter wird aus dem Land der aufgehenden Sonne an die norddeutsche Küste verschifft, anschließend auf den LKW gehieft und zum nächsten Lager transportiert. Endlich im Verkaufsraum des Händlers angekommen, summieren sich die CO2-Werte doch zu einem stattlichen Ergebnis.

Üblicherweise nimmt das Containerschiff in Shanghai Kurs auf Hamburg und bewältigt eine Strecke von ca. 10.772 Seemeilen oder 20.000 Kilometern. Dabei entsteht durchschnittlich eine Emission von 60 Kilogramm CO2 pro Tonnenkilometer. Anders gesagt: Bewegt das Schiff ein Gewicht von einer Tonne über eine Strecke von einem Kilometer, dann entstehen 60 Kilogramm CO2. Der insgesamt 16 Kilogramm schwere E-Scooter ist somit für 0,96 Gramm CO2 verantwortlich, wenn er einen Kilometer bewegt wird. Der Seeweg beträgt – wir erinnern uns – 20.000 Kilometer, weshalb beim Container-Transport 19,2 Kilogramm CO2 in die Umwelt gelangen.

Vom Hafen mit dem LKW zum Kunden

Liegt der Seeweg hinter uns, steht der Transport ins Lager bevor. Angenommen es befindet sich in der Mitte von Deutschland, dann steht dem Scooter eine Strecke von 400 Kilometern bevor. Der anschließende Weg zum Händler hat eine Entfernung von durchschnittlich 250 Kilometern. Insgesamt ergeben sich somit 650 Kilometer für den Landweg.

Die Experten berechnen beim Transport auf der Straße pro Tonnenkilometer eine Belastung von 160 Gramm CO2. Der E-Scooter wiegt immer noch 16 Kilogramm, bei einem Kilometer Transport per LKW ergeben sich also 2,5 Gramm. Multipliziert mit 650 Kilometern entsteht eine Gesamtemission von 1,66 Kilogramm CO2 für die Lieferung innerhalb der Bundesrepublik.

Bilanz Herstellung und Transport

Insgesamt kommt es zu Emissionen von der Aluminium-Produktion bis zur Ankunft beim Endkunden in folgender Höhe: Für den Akku sind 60 Kilogramm CO2 zu vermerken, für den Rahmen 280. Der Transport in seiner Gesamtheit (Seeweg und Straße) kommt auf 20,86, zusammen entsteht also eine Umweltbelastung von 360,86 Kilogramm CO2. Mit Absicht haben wir der Berechnung unvorteilhafte Werte zugrunde gelegt. Allen Befürwortern der Globalisierung sei deutlich gesagt: Fände die Aluminium-Produktion in Europa statt, würde sich die Belastung für jeden E-Scooter um mehr als 55 Prozent reduzieren, nämlich auf 159,6 Kilo CO2.

Der E-Scooter im täglichen Betrieb

Über den Akku wurde schon gesagt, dass er mit 300 Wattstunden für eine Strecke von 20 Kilometern ausreicht, dann muss wieder geladen werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Ladezyklus 0,333 kWh Strom verbraucht. Bei einem Strommix (587 Gramm CO2 pro Kilowattstunde) entstehen also bei jedem Aufladen 195,5 Gramm CO2. Wird jedoch nur Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet, sinkt der CO2-Wert auf 116,6 Gramm. Als Umweltbelastung pro gefahrenen Kilometer ergeben sich bei Ökostrom 5,8 Gramm CO2, bei Strommix sind es 9,8Gramm.

Der gesamte Lebenszyklus des Akkus ist auf eine Strecke von ungefähr 10.000 Kilometern ausgelegt. Wenn eine Aufladung für 20 Kilometer steht, sind etwa 500 Ladezyklen möglich. Während der gesamten Lebensdauer ergibt sich ein CO2-Ausstoß von 458,86 Gramm bei Strommix, Strom aus den Erneuerbaren führt zu einer CO2-Belastung von 418,86 Gramm.

PKW oder Roller, wer ist umweltfreundlicher?

Abschließend nun ein Vergleich der Ökobilanzen von PKW, Linienbus und E-Scooter. Grundlage sind die Belastungen, die während der Produktion, beim Transport und im laufenden Betrieb entstehen. Maßeinheit der für eine Beförderung aufgebrachten Leistung ist der Personenkilometer (Pkm). Vergleicht man den CO2-Ausstoß in Bezug auf den Pkm, kommt der PKW auf einen Wert von 140, der Bus auf 75 und der E-Scooter auf minimale 9,8 Gramm CO2 pro Pkm.

Der E-Scooter von morgen

Der Sinn eines E-Scooters besteht im Wesentlichen darin, die letzten Kilometer von der Haltestelle zum Zielort zu bewältigen. Der Elektro-Roller kann hier den PKW ersetzen und auf diese Weise die Umwelt entlasten. So die Vorstellung der Erfinder und Produzenten der elektrischen Kleinfahrzeuge. Ob sich diese Utopie jedoch schließlich tatsächlich realisiert, ob vielmehr der Scooter das Radfahren und Zufußgehen ablöst, wird die Zukunft zeigen.

Die Anbieter arbeiten bereits an Verbesserungen der jugendlichen Fortbewegungsmittel. Denn die oben beschriebene Berechnung vernachlässigt einen entscheidenden Aspekt, nämlich das Recyclen. Auch das Wiederaufladen soll vereinfacht werden, austauschbare Akkus gelten als eine sinnvolle Alternative, um den jeweiligen Transport des kompletten Rollers zu ersetzen. Außerdem beschäftigen die Forscher nachhaltige Batteriemodelle. Die Herstellung und besonders die Wiederaufbereitung sollen kompatibler mit den ökologischen Standards der Gegenwart werden, Ressourcen schonen und die Umwelt weniger belasten als die aktuellen Modelle.

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Über den Autor: Claus Wegner

Autor Claus Wegner

Dieser Artikel wurde zuletzt am 17. August 2021 aktualisiert.